On Tour durch Patagonien

mit dem Fahrrad durch Südamerika

Quer durch Feuerland

Nach spektakulärem Landeanflug bin ich endlich erfolgreich in Ushuaia angekommen. Die südlichste Stadt der Welt liegt auf der großen Feuerlandinsel südlich des Südamerikanischen Festlandes. Ein unspektakulärer, fast schon trostloser Ort der als Ausgangspunkt für Kreuzfahrten in die Antarktis trotzdem relativ viele Touristen anzieht.

Ich verbringe drei Nächte im nahegelegenen Nationalpark „Tierra del Fuego“  und wache jeden Morgen in einer eingeschneiten Landschaft auf. Der kleine Wintereinbruch sorgt für Höchsttemperaturen von drei Grad.
Tagsüber taut der Schnee und das Wetter ändert sich ständig. Es gibt viel Wind, Hagel, Schnee und Regen, nur zwischendurch bricht mal kurz die Sonne durch. Zum Glück halten Schlafsack und Zelt warm und trocken.

Der urwaldartig bewachsene Nationalpark umfasst eine bergige Küstenregion direkt an der chilenischen Grenze mit vielen Flüssen und Seen. Etwa 20km von Ushuaia entfernt, endet hier auch die über 3000km lange Bundesstraße 3 aus Buenos Aires am Ufer eines Fjordes.

Bekannt ist der Park aber auch für die vielen Vogelarten, die man hier beobachten kann.

Die Fahrt nach Norden beginnt…

Nun soll es aber auch mal richtig losgehen. Mit aufgefrischten Vorräten geht es in zwei Tagen über zwei Bergketten in die nächste Siedlung Tolhuin. Der Ort hat nur dreitausend Einwohner, aber auch eine durch diverse Prominientenbesuche sehr bekannt gewordene Bäckerei „la Union“. Die vielen Touristen und Einheimischen die hier auf der Durchreise einkehren, bringen der Bäckerei täglich drei bis viertausend Besucher. Die große, viel besuchte Bäckerei wirkt im ansonsten verschlafenen Örtchen irgendwie belustigend deplatziert.

Für Reiseradler stellt der nette Besitzer ein einfaches Zimmer (wie eine Jugendherberge) kostenlos zur Verfügung. Im angrenzenden Wintergarten mit Internet harre ich mit ein paar anderen Radreisenden das schlechte Wetter aus und immer wieder werden wir mit Gebäck aus der Bäckerei versorgt. Diese bedingungslose Gastfreundschaft war einfach toll.
Hier traf ich auch einen Argentinier der auf dem Rad eine kleine Fotostudioausrüstung mit kleinem Drucker mitschleppt, um der armen  Bevölkerung auf seiner Reise kostenlos Gruppen- und Familienfotos auszudrucken. Eine schöne Projektidee mit der er den meist sehr gastfreundlichen Menschen auf se
inen Reisen in solchen Regionen (Nordargentinien, Bolivien) etwas zurückgeben will.

Quer durch Feuerland
In Tolhuin merkte ich dann irgendwann, dass es ja nur noch 10 Tage bis Weihnachten sind und ich dann doch ganz gerne in einem netten Hostel mit anderen Reisenden und stabilerem Internet (zum nach Hause telefonieren) unterkommen würde.
Irgendwann habe ich mich dann auch für eine Route entschieden. Ich werde die auf die chilenische Seite der Insel wechseln (obligatorisch), dann die Insel aber nicht über die Hauptverbindung nach Norden (Argentinien), sondern auf der Westseite direkt zur großen Hafenstadt Punta Arenas auf dem chilenischen Festland übersetzen.

Es geht also endlich weiter. Am zweiten Tag decke in mich in Rio Grande noch einmal ordentlich mit Nudeln und Reis fürs Abendessen und diversen Keksen für die Weiterreise ein, da wohl so vier Tage und 250km zwischen mir und dem nächsten Supermarkt liegen.


Abends fliehe auf einem schmalen Trampelpfad und zelte direkt am Strand. Zelt ist gerade fertig aufgebaut, da fängt es mal wieder an zu Regnen. Der Regenbogen am Atlantikstrand entschädigt aber zu Genüge. Morgens werde ich vom starken Wind geweckt, der mein Zelt fast mitreißt als ich es verlasse. Die Zeltheringe halten leider nicht wirklich im lockeren Strandsand.

So mache ich mich unfreiwillig früh, aber mit Rückenwind auf den Weg. Da mir bekannt war das die Mitnahme von verderblichen Lebensmitteln (Obst, Gemüse, Fleisch- und Milchprodukte) bei der Einreise nach Chile untersagt ist hatte ich vorher eigentlich alles Derartige gegessen. Nach ein wenig bürokratischem Stationenlauf am Grenzübergang, behaupte ich also auch auf mehrmalige Nachfrage und Fragen was genau sich in den verschiedenen Taschen verbirgt nachdrücklich mein ganzes Obst, Eier etc. bereits gegessen zu haben. Bei der nächsten Pause finde ich zwischen den ganzen Keksen dann doch noch einen Apfel, breit grinsend freue ich mich das die sehr strikten Kontrolleure zumindest diese Tasche nicht geöffnet haben.

An diesem ersten Tag ohne Regen, Schnee oder Hagel durchquere ich mit bester Laune die Feuerlandinsel. Auf schlechter Schotterpiste geht es quer durch riesige Weidegebiete, in denen man dann nur ab und zu Schafs- und Rinderherden, sowie die wildlebenden Guanacos erkennen kann.

Diese überspringen die Weidezäune einfach und grasen dort wo es ihnen gefällt.

Küstenstraße nach Westen

Dann verlässt mich der meiste Verkehr irgendwann Richtung nördlicher Fährverbindung, ich halte mich weiter westwärts und erreiche die Westküste, wo sich ein schönes Stück Wiese zum Zelten findet. Ich lege mich noch etwas in die Sonne, freue mich über den Moment und den genialen Tag.


Von dort fahre ich dann noch 1,5 Tage die Küstenstraße weiter. Mal direkt am Strand und mal im auf und ab an der Anhöhe. Beim Warten auf die Fähre in Porvenir treffe ich den Kanadischen Radfahrer, einen Engländerin und eine Schottin auf Reiserädern. Ich nehme Abschied von der rauen, wilden aber auch echt schönen Feuerlandinsel und geht’s mit der Fähre erstmals aufs Südamerikanische Festland.

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8 Kommentare

  1. Sarah und Tim 31. Dezember 2015

    Sehr schön geschrieben und vor allem sehr gut zu lesen, dass du noch lebst 😀 Mach weiter so schöne Bilder!

    • Sven Arved 6. Januar 2016 — Autor der Seiten

      Danke, schön das man das selbe auch von euch sagen kann 😀

  2. Inge und Stefan 31. Dezember 2015

    Hallo Sven Arved, heute ist Sylvester und wir haben überlegt, wie es Dir wohl gehen mag. Ich hoffe, dass Du Weihnachten eine nette Bleibe gefunden hattest und friedliche Tage verbringen konntest. Deine Bilder lösen bei mir immer noch echte Begeisterung aus.
    Weiter so….
    Du machst das schon.
    Liebe Grüße von
    Inge und Stefan
    (P.S. ich freu mich schon auf Dein nächsten Bericht)

    • Sven Arved 6. Januar 2016 — Autor der Seiten

      Schön das ihr euch Gedanken macht, sowohl Weihnachten und Silvester waren hier echt recht verrückt, aber schön 🙂 Mehr dazu gibts demnächst …

      Versuche mir auch viel Zeit fürs fotografieren hier zu nehmen, toll das dir die Resultate gefallen 😉

      Liebe Grüße
      Sven Arved

  3. Eckhart und Julia 8. Januar 2016

    Hallo Sven,

    Deine tollen Bilder zusammen mit den Beschreibungen des Erlebten lösen Fernweh aus, und wir bewundern Dich für Deinen Mut und Unternehmungssinn, das muß man erst mal machen! Wir radeln in Gedanken mit und freuen uns schon auf Deinen nächsten Bericht.

    Alles Gute
    Eckhart und Julia

    • Sven Arved 13. Januar 2016 — Autor der Seiten

      Freut mich, dass es euch wieder gefallen hat, der nächste Beitrag ist schon in Arbeit und die Reise wird zum Glück eher besser als schlechter 🙂
      Danke für die lieben Grüße
      Sven Arved

  4. Oma Gertrud 11. Januar 2016

    Habe Deinen Bericht mit Stefan gelesen. Es ist einmalig und ich finde es toll, was Du Dich traust. Mach weiter so und komme wieder heil zurück.

    • Sven Arved 13. Januar 2016 — Autor der Seiten

      Danke für die netten Worte 🙂 Südamerika ist zumindest bisher echt unkompliziert und es gibt mehr Vorurteile über die Sicherheit, denn wirkliche Probleme damit. Vielleicht auch ganz gut, da es so echt noch nicht zu sehr von Touristen wimmelt …

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