Auf Reisen
Durch meine einfache Lebensweise sind die Kosten auf der Reise deutlich geringer gewesen als erwartet. Ich hatte insgesamt mit ca. 5000€, also 830€ monatlich kalkuliert. In der Praxis lagen meine monatlichen Ausgaben ungefähr bei 500€ (Gesamt 2800€).
Im Rückblick bin ich mit meiner Ausgabensituation auf der Reise durchaus sehr zufrieden. Lediglich für Touren hätte ich etwas mehr Geld ausgeben können, aber vor Ort habe ich den Mehrwert von Touristenangeboten (z.B. Bootstour am Gletscher) im dreistelligen Bereich oft nicht gesehen. Gerade wenn man Langzeitreisender ist, stehen die Kosten für solche Kurzerlebnisse dann oft einfach nicht im Verhältnis zu dem, was man sonst auf seinem Weg erlebt. Insgesamt hatte ich pro Tag Ausgaben von durchschnittlich 15-20€.
Die Verpflegungskosten blieben trotz großer Portionen niedrig, dies liegt auch vorrangig daran, dass ich mich aufgrund der Verfügbarkeit, Zubereitung und dem Transport auf einfache Mahlzeiten beschränkt habe. An den Ruhetagen musste ich mir dann aber auch immer wirklich was gönnen und fiel z.B. über selbstgemachte Sandwiches oder Imbissbuden (im weitesten Sinne) her.
Mein Verpflegung während der Etappen:
Morgens: Haferbrei mit Zucker oder Obst
Tagsüber (2-3 Pausen): Kekse, Süßkram, Obst, gekochte Eier, Brote
Abends: großen Portionen Reis/Nudeln (z.B. 400g) mit diversen Tomatensaucen
Die einfachsten Grundnahrungsmittel sind in Patagonien ähnlich teuer wie in Deutschland. Frische und gekühlte Waren sowie alles andere ist oft deutlich teurer. Das gilt aber besonders für alles Ausgefallenere wie Milchprodukte (gerade Käse), Kekse, allgemein Fertigprodukte und natürlich westliche Markenware.
Die Übernachtungskosten sind aufgrund meiner vielen Wildcampingnächte und einiger kostenloser gastfreundschaftlicher Übernachtungsangebote (z.B. Casa de Ciclista in El Chalten) ebenfalls im Schnitt niedrig ausgefallen. Nur wenn ich nach 4-5 Etappentagen wieder mehrere Nächte an einem Ort geblieben bin habe ich mir ein Hostel oder einen Campingplatz genommen. Campingplätze (5-8 Euro) sind genauso wie Hostelzimmern (12-13 Euro) etwas günstiger als in Europa.
Unter dem Kostenpunkt Touren sind Nationalparkeintritte, geführte Touren (Vulkantour) aber z.B. auch Extras wie die argentinische Grillplatte verbucht.
Der Kostenpunkt Sonstige umfasst Nebenkosten wie zum Beispiel Prepaidguthaben (Internet fürs Handy), Fährkosten, den Inlandflug in Argentinien (Buenos Aires – Ushuaia) und weitere Transport und Nebenkosten (Wäsche, Friseur etc.).
Vor der Tour
Bei der Betrachtung der Investition vor der Tour ergibt sich ein ganz anderes Bild. Insgesamt habe ich selbst ca. 3200€ in die Ausrüstung für die Tour investiert. Hauptpunkte waren dabei ein neues Rad (1400€), meine Olympus EM10 Systemkamera (700€), mein Zelt MSR Elixir II (190€) und ein neues Handy mit Zubehör (250€). In einigen Bereichen, bin ich da sicherlich auch über das Ziel hinausgeschossen, wie z.B. bei der Actionkamera mit Zubehör(250€) die ich im Endeffekt fast nie verwendet habe, da ich auf Reisen dann doch nicht die Muße zu aufwendigen Videoaufnahmen hatte. Die restlichen Investitionen (ca. 400€) z.B. in Regenkleidung, Lenkertasche, Kochgeschirr und Werkzeug waren sicherlich durchaus sinnvoll. In der Rückbetrachtung hätte ich aber auch hier noch etwas Geld sparen können.
Besonders dankbar bin ich dafür, dass mir viele entscheidende Ausrüstungsteile aus meiner Familie zur Verfügung gestellt werden konnten. Dazu gehören z.B. mein warmer Schlafsack (Kunstfaser komfort bis 0°C), Radtaschen von Ortlieb (vorne und hinten), der begnadete Vaude Rucksack. Andere notwendige Dinge, wie Bergschuhe und Wanderbekleidung wurden mir netterweise finanziert. Insgesamt hätte mich die Selbstanschaffung all dieser zur Verfügung gestellten Gegenstände (neu bzw. aus Bestand) ca. 1600€ zusätzlich gekostet, die ich so sparen konnte.
Auch bei den Flugkosten auf den Interkontinentalflügen konnte ich ca. 800€ durch die Verwendung von Flugmeilen meines Vaters sparen. Der Hin und Rückflug kosteten mich so nur ca. 350€ Steuern und Gebühren und 200€ für die Fahrradmitnahme.
Die realen Gesamtkosten für die Tour betrugen für mich also ca. 6700€. Zu berücksichtigen ist dort allerdings, dass ich einen Großteil meiner Ausrüstung auch heute noch im Alltag oder Urlaub verwende, sodass es sich oft ausgezahlt hat auf die Qualität zu achten, aber auch Sachen gebraucht zu kaufen/zu benutzen.
Einnahmen
Die Finanzplanung meiner Tour hat bereits sehr früh begonnen machte aber genauso wie die gesamte Reiseplanung lange viele Wandlungen mit (Allein oder zu zweit, Zielland, Work and Travel oder nur Reisen). Neben dem anfänglichen Sparen (ca. 2 Jahre vorher), wurde ich später durchaus knauserig (1 Jahr vorher). Dies hatte auch damit zu tun, dass ich mir erst nach meinem Abi und unzähligen Bewerbungen eine feste Beschäftigung absehbar war. Im Endeffekt arbeitete ich 6 Wochen als Schüleraushilfe im Lager eines Baumarktzulieferers. Die durchaus sehr stumpfe Verpackungsarbeit dort, war durch abwechselnde Aufgaben und ein nettes Umfeld zumindest im Endeffekt super. Gerade weil ich zu dieser Zeit auch steuerfrei arbeiten konnte und die Arbeit so etwas ergiebiger war.
Mein zweiter Arbeitsabschnitt aus drei Monaten Zeitarbeit war eine dunklere Episode. Dort landet man aber nun mal, wenn man ehrlich angibt, dass man befristet und in Vollzeit als ungelernte Kraft (Abiturient) Geld verdienen möchte. Meine Unzufriedenheit über diese Zeit rührt gar nicht mal mehr aus der prinzipiell noch stumpferen und langweiligeren Arbeit, sondern vor allem aus dem zumeist sehr schlechten zwischenmenschlichem Umgang und der von einem quasi erwarteten rückradlosen Flexibilität, in der man von Unternehmen zu Unternehmen verschoben wurde. Dies lag gerade auch daran, dass man im Vergleich zu den Festangestellten im Unternehmen im Miteinander und vor allem auch in der Bezahlung ein Arbeitnehmer zweiter Klasse war. Gerade als so junger Zeitarbeiter wie ich es war, wird man fast immer als perspektivloser und irgendwie gescheiterter Mensch angesehen.
Gerade auch die systematische Ausnutzung durch die rein gewinnorientierte und Firmenkunden zugewandte Zeitarbeitsfirma unterstreicht diese Behandlung noch einmal. Falsche Abrechnung von Krankheitstagen und Überstunden wurde ausgenutzt, mit dem Wissen dass diese Falschbehandlung sicherlich nicht jedem Arbeitnehmer auffällt. Insgesamt bin ich im Nachhinein sehr froh über diesen Einblick in den Sumpf der irregulären Arbeitsverhältnisse und der Zeitarbeit, gerade im Kontrastprogramm zum Abitur.
Übernachtungen
Den Großteil der Nächte auf der Reise habe ich im Zelt verbracht. Oft war ich vier oder fünf Tage ohne Pause bis zum nächst größeren Etappenziel unterwegs. Dies waren gerade im Süden Patagoniens und der Carretera Austral aber auch die kleinstmöglichen Abstände (ca. 250km) zwischen zwei Ortschaften mit Einkaufsmöglichkeit. Dazwischen gab es bestenfalls kleinere Farmen oder Straßenposten. Die Nächte zwischen den Fahrtagen verbrachte ich meist mit Wildcamping. Auch auf der Rückreise in Europa war es nie schwer ein ruhiges Plätzchen zu finden um Isomatte und Schlafsack aufzuschlagen. In Patagonien war es auch problemlos möglich in der Nähe der Straße zu übernachten, da dort nachts sowieso kein Verkehr herrschte und es prinzipiell sehr sicher war. Oft gab es in Patagonien aber auch kostenlose und unbewirtschaftete Campingwiesen.
Wenn ich dann ein Etappenziel erreicht hatte nahm ich mir dort meist einen Campingplatz und verbrachte ein paar Tage in der Umgebung, mit Erholung und der Pflege und Reinigung meiner Ausrüstung. An vielen Orten hatte ich auch das Glück bei gastfreundlichen Menschen kostenlos unterzukommen. Ein Beispiel dafür ist das Casa de Ciclistas in El Chalten aber natürlich auch meine Bekannten auf der Rückreise durch Europa. Diese Übernachtungen bei Hosts waren manchmal Betten, oft aber auch Plätze im Garten zum Zeltaufschlagen. Außerdem habe ich zur Erholung auch ab und zu mal in einem Hostel übernachtet. Die Transfer Übernachtungen beziehen sich auf meine beiden Interkontinentalflüge und den Nachtbus nach Santiago.
Dies veranschaulicht sich auch in meiner Tagesstatistik.